4 Säulen des Naturpark Fläming

2017: Aktivitäten zur Erhöhung der Artenvielfalt – Umweltsofortprogramm

Projekt Aktivitäten zur Erhöhung der Artenvielfalt 01

Im September 2017 startete der Naturpark Fläming e.V. die Umsetzung von Maßnahmen aus dem Umweltsofortprogramm des Landes Sachsen-Anhalt.

Mit der Erteilung von Aufträgen an mehrere Unternehmen begann die Umsetzung von Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung von Gewässerabschnitten im FFH-Gebiet „Obere Nuthe-Läufe“ an der Lindauer und Grimmer Nuthe bei Lindau (Stadt Zerbst/Anhalt) und zur Wiesenpflege an der Zahna im FFH-Gebiet „Friedenthaler Grund“ bei Wüstemark (Lutherstadt Wittenberg).

„Im Oktober müssen die Maßnahmen an der Nuthe, jedenfalls im Gewässer, abgeschlossen worden sein,“ so Elke-Andrea Ciciewski, Geschäftsführerin des Naturpark Fläming e.V., „denn, die Laichzeit der Bachforelle und anderer Fischarten beginnt spätestens Ende Oktober und diese darf nicht gestört werden.“ Geplant waren der Rückbau von vier Stauwehren an der Lindauer und Grimmer Nuthe und die ökologische Aufwertung von vier Sohlgleiten an der Lindauer Nuthe. Sowohl bei der Entnahme der nicht mehr genutzten Stauwehre als auch beim Umbau der Sohlgleiten werden keine Veränderungen am Querschnitt und am Durchfluss der Nuthe vorgenommen. Zu Zwecke der Aufwertung werden anstatt der bisherigen Betonelemente und groben Wasserbausteine feinere Kiese in einer speziellen Zusammensetzung eingebracht. Diese verwandeln die zur Wasserhaltung entstandenen Bauwerke in fischereifachlich optimale Laichhabitate. Das Vorhaben wurde begleitet durch das Institut für Binnenfischerei aus Potsdam, das seit Jahren Wiederansiedlungsprojekte für Lachse und Meerforellen betreut. „Hervorzuheben ist,“ so Elke-Andrea Ciciewski, „dass das Projekt an der Nuthe durch enge Kooperation zwischen dem LHW, dem Unterhaltungsverband Nuthe/Rossel, der Stadt Zerbst, dem Anglerverband und dem Naturpark Fläming e.V. möglich wurde.“

Im Jahr 2018 hat der Verein im Rahmen eines ELER-Projektes die Entnahme der zwei verbliebenen Wehre an der Grimmer Nuthe in Lindau beantragt.

Das zweite Teilprojekt im Rahmen des Umweltsofortprogrammes zur Pflege der Offen- und Halboffenlandstrukturen von Wiesen im Friedenthaler Grund entstand als Folge der langjährigen Bemühungen des Landkreises Wittenberg und des Naturpark Fläming e.V. zur Erhaltung der Lebensräume für die Große Moosjungfer (Leucorrhinia pectoralis), einer sehr seltenen Libellenart, die auf Wiesen und Waldränder an Gewässern angewiesen ist. Die vier „Mageren Flachlandmähwiesen“, die an der Zahna gemäht wurden, stehen ebenfalls unter europäischen Schutz und werden in der Natura-2000-Richtlinie (FFH-Richtlinie) als besonders wertvoll genannt. Die erforderlichen Mittel für die Umweltsofortmaßnahmen stellte das Land Sachsen-Anhalt dem Trägerverein des Naturparkes zur Verfügung. Fast alle Naturparke in Sachsen-Anhalt finanzierten auf diese Weise Maßnahmen für den Naturschutz und die Landschaftspflege im Jahr 2017.

Die ersten Bauwerke sind fertig gestellt und die Landschaftspflegearbeiten im Friedenthaler Grund abgeschlossen.

Für den Umbau der Sohlgleiten an der Lindauer Nuthe wurden mehrere hundert Tonnen Material bewegt. Grobe Wasserbausteine, die alle in etwa gleich groß waren, mussten entnommen werden. Sie wurden ersetzt durch Kies verschiedener Korngrößen, um die Sohlgleiten in naturnahe und fischereifachlich optimale Laichhabitate umzubauen. Das Institut für Binnenfischerei Potsdam hatte dazu klare Vorgaben gemacht. Die größten Kiesel durften 32-64 mm groß sein, die kleinsten 4-9 mm.

Da besonders für die vier zwischen 30 und 50 Meter langen Sohlgleiten eine Notwendigkeit bestand, diese im Oktober fertig zu stellen, wurde die Baumaßnahmen am 18. Oktober begonnen und schon am 20. Oktober beendet. Am Vormittag des 18. Oktober hatten die Mitarbeiter des Institutes für Binnenfischerei die Nuthe an den Baustellen mit Hilfe von Elektrofischereigeräten leer gefischt und die gefangenen Tiere umgesetzt.

Am Nachmittag wurden die Wasserbausteine entnommen. In den darauf folgenden zwei Tagen arbeiteten die Mitarbeiter der RK Dittersdorf GmbH und des Institutes für Binnenfischerei Hand in Hand am Einbau des gelieferten Kieses, wobei die eine Hand eine Baggerschaufel war und die andere eine Grabegabel hielt, um den Kies in die Flusssohle zu modellieren. Denn, obwohl der Querschnitt des Gewässers nicht geändert werden durfte, konnten zwischen dem Anfang und dem Endpunkt der Sohlgleiten kleinere Kiesdepots und tiefere Stellen geschaffen werden, um die Naturnähe zu erhöhen. Die An- und Abstrombereiche der Sohlgleiten wurden verlängert, um die Bildung von Kolken (Spüllöcher) zu verhindern. Unterstützt wurden die Arbeiten vom Unterhaltungsverband Nuthe/Rossel durch Unterhaltungsmaßnahmen, d.h. Mahd und Säuberung der Böschungen, und vom Landbewirtschafter der angrenzenden Wiesen, der Vrieswoud KG.

Für den Rückbau der vier Stauwehre an der Lindauer und Grimmer Nuthe gab es zunächst keine guten Nachrichten. Die angebotenen Preise überstiegen die beantragte Fördermittelsumme. Letztlich konnte doch noch der Rückbau von zwei Wehren an der Lindauer Nuthe in Auftrag gegeben werden. Die ersten Beratungen haben stattgefunden.

Das zweite Teilprojekt im Rahmen des Umweltsofortprogrammes zur Pflege der Offen- und Halboffenlandstrukturen von Wiesen im Friedenthaler Grund zur Erhaltung der Lebensräume für die Große Moosjungfer (Leucorrhinia pectoralis), hatte zunächst auch Startschwierigkeiten. Infolge des Sturmes „Xavier“ am 5. Oktober waren drei der vier „Mageren Flachlandmähwiesen“, die an der Zahna gemäht werden sollten, nicht zu erreichen. Die Mäharbeiten wurden zusätzlich unterbrochen, da die Pistenraupe durch einen in der Wiese liegenden Baum einen Lagerschaden erlitt und repariert werden musste. Durch den späten Start des Förderprogrammes konnte in diesem Jahr nur eine Herbstmahd ermöglicht werden. Ursprünglich waren zwei Mahden vorgesehen.

Mit dem Rückbau zweier Wehre an der Lindauer Nuthe sind die Baumaßnahmen zur ökologischen Aufwertung der Lindauer Nuthe aus Mitteln des Umweltsofortprogrammes des Landes Sachsen-Anhalt abgeschlossen.

Den mit Spundwänden und Betonelementen bewährten Stauen wurde mit Baggern, Presslufthammer und Schneidbrennern zu Leibe gerückt. Dabei stellte sich zumindest das Wehr bei Kuhberge als massiver heraus als angenommen.

Am 8. November wurde zuvor mit dem Abfischen begonnen, anschließend mit dem Rückbau des Wehres in Lindau an der Grünen Straße. Noch am selben Tag begann die Entnahme des Wehres bei Kuhberge, natürlich nicht ohne vorher auch die dort lebenden Fische mittels der Elektrobefischung aus dem Bereich des Bauwerkes zu entnehmen.

Fische bilden Einstandsbereiche im Gewässer aus und suchen sich ihre Habitat-Nischen. Wenn sie umgesetzt werden, wandern sie nicht sofort an den angestammten Platz zurück. Dies ist die Grundlage für den schadlosen Bau oder Rückbau nach der Befischung.

Am Stau in Kuhberge wurden neben Hechten, Bachforellen, Stichlingen, Schmerlen und Bachneunaugen auch Lachse gefangen, die aus dem Wiederansiedlungsprogramm des Anglerverbandes und des Institutes für Binnenfischerei stammen. Insbesondere Schmerlen und Neunaugen verstecken sich im Untergrund und an Steinen. Sie würden bei Bauarbeiten verletzt oder getötet, wenn nicht abgefischt würde.

Am 17. November wurde mit der Einbringung der letzten Baggerschaufel voll gewaschenem Kies auch diese Baumaßnahme beendet. Im nächsten Jahr wird nichts mehr an die Wehre erinnern, außer dem eingebrachten Kies. Alle sind nun gespannt, wann die erste Mulde mit Laich im Kiesbett zu sehen ist. Es ist davon auszugehen, dass Forellen die aufgewerteten Bereiche als Laichhabitat nutzen.

Die Mäharbeiten auf vier Wiesen im Friedenthaler Grund bei Wüstemark (Zahna) sind ebenfalls beendet. Sie bilden eine gute Voraussetzung für das im nächsten Jahr beginnende 3-jährige Projekt zur Wiedereinrichtung neuer und zur Pflege der schon vorhandenen Wiesen. Weitere neun Wiesen sollen wiederhergestellt werden, um am Ende insgesamt 13 Flächen zu pflegen. Über den Umfang der Instandsetzungsarbeiten wird im nächsten Jahr berichtet. Eine Wanderung durch den Friedenthaler Grund wird dadurch in den nächsten Jahren jedenfalls noch attraktiver.

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